Nach Langem mal wieder – was zum Nachdenken

In meinen Sommerferien hatte ich ein krasses Erlebnis. Eine Mitreisende brachte es auf den Punkt:

Wo verläuft eigentlich die Grenze zwischen Selbstfürsorge und Egoismus?

Ich denke, sie fragte mich das, weil ich Gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg übe und mich halbwegs darin auskenne. Eine solche Definition der Grenze habe ich jedoch noch nie gelesen.

So habe ich in der Wikipedia erst einmal die Definitionen für beide Begriffe nachgelesen:

Selbstfürsorge ist der Prozess, sich auf physischer und psychischer Ebene um seine eigene Gesundheit zu kümmern.Hierzu zählen unter anderem Ernährung, Schlaf, Körperpflege, soziale Interaktionen, Sport sowie Erholung. 
Regelmäßige Selbstfürsorge ist sowohl für gesunde Menschen im Sinne der Gesundheitsförderung wichtig, wird aber erst wesentlich bei physischen und psychischen Beschwerden und Krankheiten im Sinne von Prävention und der Aufrechterhaltung der Lebensqualität.
... Egoismen (Plural) sollen Handlungsweisen sein, bei denen einzig der Handelnde selbst die Handlungsmaxime bestimmt. Dabei haben diese Handlungen zumeist uneingeschränkt den eigenen Vorteil des Handelnden zum Zweck. Wenn dieser Vorteil in einer symbiotischen Lebenshaltung zugleich auch der Vorteil anderer ist, dann gilt eine solche Handlungsweise teilweise als ethisch legitimiert. Meist aber wird ein Egoist als ein kurzsichtig Handelnder im Sinne eines Raffgieregoisten verstanden, der es kaum akzeptieren kann, wenn andere Menschen ihm gegenüber sich ebenso raffgierig zeigen. Der Raffgieregoist räumt sich selbst also mehr Freiheiten ein, als er anderen zugesteht.

... Egoismus ist von Egozentrismus abzugrenzen.... Egoismus vollzieht sich in einer mehr oder weniger bewussten und/oder gewollten Haltung. Egozentrik vollzieht sich unbewusst.

Wie könnte eine Abgrenzung aussehen?

Dafür habe ich eine Tabelle mit Fragen erstellt, die – wie ich finde – die Abgrenzung auch zur Egozentrik deutlich machen:

FrageAntwort bei SelbstfürsorgeAntwort bei Egoismus/Egozentrik
Was sind meine ehrlichen Motive?Ich schütze meine Energie.

Ich will meinen Willen durchsetzen oder einfach machen, was mir Spaß macht.
Hat mein Verhalten negative Folgen für andere? Wenn ja, wie kann ich sie vermeiden?Ich habe über die Folgen für die Anderen nachgedacht und versuche sie zu minimieren. Ich kommuniziere klar, respektvoll und – soweit es geht – mit einigem Vorlauf.Ich habe eigentlich noch nicht über die Folgen für die Anderen nachgedacht oder sie sind mir unwichtig oder ich gehe sogar hin, und manipuliere die Anderen, um ihre Zustimmung zu meinem Verhalten zu erhalten.
Würde ich wollen, dass Andere mir selbst so begegnen?
(Goldene Regel)
Ja.Eher nicht.
Ist es meine kurzfristige oder dauerhafte Haltung?Temporär, zum Regenerieren.Dauerhafte Selbstzentriertheit.

Mir selbst hat diese Aufstellung geholfen, das, was ich im Urlaub gesehen habe, einzuordnen. Durch das im Urlaub Gesehene war ich sehr schockiert und eine ganze Weile selbst verunsichert, ob ich selbst vielleicht auch so wirke. Deshalb habe ich mir danach öfter bei Situationen, in denen ich mir nicht sicher war, wie mein Verhalten von Außen wohl wahrgenommen wird, selbst diese Fragen gestellt. Mir haben sie geholfen, wieder sicherer zu werden.

Vielleicht hilft die Tabelle auch dir, wenn du zweifelst. Oder die Fragen helfen sogar ein vorsichtiges Gespräch mit einem Gegenüber, was du als selbstzentriert wahrnimmst, zu führen.

Schreib gern einen Kommentar oder ins Kontaktformular.

Lisa

Ostern

Freu dich auf die Macht der Liebe, die die Liebe zur Macht ersetzt.
Dann werden wir den Frieden kennen.

William Gladstone

In diesem Sinn allen hier Lesenden

FROHE OSTERN


PS: Und falls du dich selbst auf den Weg begeben willst, deine eigene Macht der Liebe zu fördern, bist du herzlich willkommen, in unserer GFK-Übungsgruppe mitzumachen, siehe https://gemeinschaftsvilla.de/events/event/gfk-uebungsgruppe/

Abschiede

Nachdem wir die letzte Zeit ordentlich gewachsen sind, sowohl in Bezug auf die Aktivenzahl als auch in Bezug auf die Angebote (was natürlich zusammenhängtzwinkernder Smiley), ist jetzt eine Zeit von Abschieden da:

Im Advent verabschiedete sich Jens, der statt des nie wirklich angenommenden Igelhauses ein wunderbares, riesiges natürliches Igelzuhause im Garten bei uns geschaffen hat, nach Chemnitz.

Wir verabschieden Kathrin mit ihrem Qi Gong Angebot in die Reisstraße, wo sie geförderte Räume gefunden hat. Wir sind finanziell ja fast auf uns gestellt und brauchen von daher Spenden für die Kosten der Räumlichkeiten, auch wenn die Angebote selbst ehrenamtlich erbracht werden.

Und wir verabschieden unseren Mathe-Nachhilfelehrer Shend nach London. Ihm war wichtig, den Abiturienten in der Gruppe noch gut aufs Mathe-Abi vorbereitet zu haben. Das wird nun am 17.4. geschrieben, so dass die letzte Mathenachhilfestunde an diesem Sonntag, den 6.4. stattfinden wird und sich Shend danach guten Gewissens verabschiedet.

Dazu gibt es noch eine ganz traurige Nachricht: Letztes Jahr schon mussten wir unsere liebe Barbara, die 2023 das Gartencafé und mit Viktoria gemeinsam ein Adventsbasteln „geschmissen“ hatte, aus gesundheitlichen Gründen aus dem Projekt verabschieden. Sie schaffte es einfach nicht mehr. Diesen Monat nun verstarb sie sehr plötzlichtrauriger Smiley. Sie blieb uns bis zum Schluss sehr verbunden, indem sie sich weiterhin in den Lebensmittelabholgruppen engagierte.

Danken möchte ich allen von Euch ganz, ganz herzlich und ausdrücklich für jede einzelne Stunde, die Ihr Euch für das Projekt engagiert habt. (Ja, Barbara, auch dich wird unser Dank irgendwie erreichen, ich bin mir sicher. )

Ihr seid ganz verschiedene Personen und Euch fiel ganz Unterschiedliches schwer. Gemeinsam war euch, dass ihr alle „Ja“ gesagt hattet, einen Teil eures persönlichen Weges zu einem Teil des Wegs unserer Gemeinschaftsvilla zu machen. Wir hoffen sehr, die Zeit hat auch euch etwas gegeben. Denn das ist das Wichtigste an ehrenamtlichen Tätigkeiten:

Dass sie Freude machen und alle etwas davon haben.

Wir wünschen euch allen, alles, alles erdenklich Gute, was ebenfalls wieder sehr sehr unterschiedlich ist für euchzwinkernder Smiley. Im Bild oben geht der Weg gegen den Strom. Ob wir mit der Gemeinschaftsvilla auch ein Stück mit euch gegen den Strom gegangen sind?

Macht’s gut und bleibt gerne in Kontakt
Lisa

Hallo Lisa, bis wann hast du noch Zeit?

Eine interessante digitale Konversation von den Feiertagen jetzt:

Hallo Lisa,
bis wann bist du noch krank? Ich werde es die nächsten Tage wohl nicht schaffen dich anzurufen. Ich habe noch ne Menge vor mir, was abgearbeitet werden muss. Danke für dein Verständnis.
VG
Nils (Name geändert)


Hallo Nils,
kein Problem. Ich muss ja nicht krank sein, damit wir telefonieren können, oder?
Mach dir keinen Stress. Davon gibt es genug in der Welt.
Verrückter Satz, was? Wie sieht Stress aus? Wo ist er zu besichtigen? Wo liegt er rum? Ich glaube, in der Natur gibt es keinen Dauerstress, sondern wir Menschen machen den nur. (Was es nicht leichter macht.) Aber ich glaube, nur so ist es.


Hallo Lisa,
Ich dachte nur, du musst später wieder arbeiten und hast dann keine Zeit mehr.


Hallo Nils,
Zeit ist super demokratisch. Jede/r bekommt davon 24h/pro Tag. Verkaufen tue ich davon 8h/Werktag.
LG
Lisa


PS für alle hier Lesenden: https://gemeinschaftsvilla.de/2020/02/26/zeit-keine-zeit/ und https://gemeinschaftsvilla.de/2020/03/12/das-ziel/

PPS: Ich hoffe sehr, ich habe mein Leben lang Zeit und Energie für das, was mir wirklich wichtig ist. Das schließt natürlich ein, dass ich je nach Bedingungen an dem einen Tag andere Prioritäten setze als an einem anderen. Und ich hoffe, dass meine persönliche Vision für mich, also meine Theorie sich im Laufe meines Lebens immer mehr angleicht an meine tatsächliche Praxis.

Das, dass deine persönliche Theorie für dich selbst sich mit deinem tatsächlich gelebten Leben auf die Dauer angleicht, das wünsche ich auch dir von ganzem Herzen Nicht nur für dieses Jahr. Denn vielleicht dauert es einfach mal länger, das hinzukriegen!

Förderungen, (Un-)Abhängigkeit, Demokratie, Verantwortung

Wegen der verschiedensten großen Geldausausgaben muss gerade auf allen Ebenen gespart werden. Privat und in den öffentlichen Kassen. Oft wird der Rotstift bei Förderprojekten im sozialen und kulturellen Bereich angesetzt – mit dem entsprechenden Aufschrei der Betroffenen. Total verständlich. Und ich fänd auch wirklich schlimm, wenn viel wegfällt, schließen muss oder verloren geht. Aber gibt es nicht auch die Do-it-yourself-Lösung? Geht in Deutschland ohne Förderungen nichts mehr?

Vor Jahrhunderten wurden die Fugger gelobt, weil sie die erste Sozialsiedlung stifteten. Privat. Aus Eigeninitative. Ohne staatliche oder städtische Förderung. Natürlich gab es dort ein „unten“ und „oben“. „Oben“ meinte Entscheidungen treffen, Verantwortung haben und „unten“ sich in die gegebenen Regeln fügen, gehorchen, aber eben auch „keine Verantwortung tragen müssen“ und auch „nicht über den Tellerrand hinausdenken müssen“. Stiftungen gibt es bis heute. Erst mit dem Tod des Stifters „regiert“ sozusagen der Stiftungsvorstand, nicht mehr der Stifter selbst, es sei denn er verfügt es schon vorher anders. Dann ist der Stiftungsvorstand oder ein anderes Stiftungsorgan „oben“.

Wenn man die Menschen in Deutschland fragt, wollen die meisten heute allerdings statt „Oben“ und „Unten“ lieber „Auf Augenhöhe“. Das ist z.B. in Vereinen oder Genossenschaften gegeben, die demokratisch abstimmen. „Auf Augenhöhe“ hat also mit Demokratie zu tun. Wenn wir „auf Augenhöhe“ wollen, dann brauchen wir immer auch Menschen, die die Verantwortung haben wollen und über den Tellerrand schauen wollen. Mit aussschließlich Leuten, die sich in die schon aufgestellten Regeln fügen wollen, kommt kein Verein und keine Genossenschaft aus.

Wir haben das Glück, nur Betriebskosten und Verbrauchsmaterial zahlen zu müssen. Damit ist der Geldbedarf erheblich reduziert, auch die Verantwortung über Geld reduziert. Aber über das Bisschen, was wir brauchen und einnehmen, muss trotzdem irgendjemand entscheiden und andere müssen diese Entscheidung anschließend mittragen. Und wir hoffen, dass dieses Mittragen freiwillig und aus Einsicht ist, nicht auf „sich beugen“ oder „gehorchen“ beruht.

Bisher haben wir dennoch noch immer nicht genug Vereinsgründungswillige gefunden. Wer mag Verantwortung übernehmen? Manche haben abgelehnt mit der Begründung „Ihr wollt doch ohnehin keine Förderung beantragen“. Verantwortungsübernahme nur bei Förderung? Ich hatte mehr an „gemeinsam Verantwortung für das Projekt tragen“ gedacht.

Keine Förderung und „aus eigener Kraft“ macht unabhängig. Verantwortung wird man damit nur nicht los. Wo führt es hin, wenn alle zwar unabhängig sein wollen, auf Augenhöhe, vielleicht das auch geradezu verlangen, aber keine festen Zusagen machen oder nicht zuverlässig sind, letztlich keine Verantwortung tragen wollen. Zu Anspruchshaltung und Mitnahmementalität, finde ich. Beides lehne ich klar ab.

Wie seht Ihr das?

Geht es nicht vielmehr darum zu schauen, was wir für Fähigkeiten haben? Zu schauen, was wir persönlich jeweils beitragen können? Nach dem Motto: Wer, wenn nicht ich?

Gedanken zu einem Spruch

Das Gesündeste was du tun kannst, ist dich wohl zu fühlen.

Autor unbekannt

Umformuliert hört sich der Spruch so an:

Das Beste, was du für deine Gesundheit tun kannst, ist für dein Wohlfühlen zu sorgen.

Hieraus ist deutlich, dass wir selbst etwas dafür tun können. Wir sind unserer Gesundheit oder Nicht-Gesundheit nicht ausgeliefert.

  • Aber geht es nur um dich und dein eigenes Wohlfühlen?
  • Ist der Spruch nicht etwas egoistisch?

Wenn ich den letzten Artikel und den Spruch zusammendenke, dann nicht. Denn ich brauche zum dauerhaften Wohlfühlen vermutlich nicht nur mich, sondern auch die Anderen. Vielleicht nicht jetzt in genau diesem Moment, irgendwann einmal jedoch bestimmt, korrekt?

Denn als Menschen sind wir Teamworker. Schon immer gewesen. Ohne Teamwork wäre die Menschheit nicht so weit gekommen. Also:

Dich selbst wohlzufühlen geht auf Dauer nur unter Berücksichtigung der Anderen.

  • Aber was wollen die Anderen?
  • Was tut DENEN gut, was vielleicht auch gleichzeitig MICH mich wohlfühlen lässt?

Das sind doch die Fragen

–> Sage, was Dir gut tut, so dass es die Anderen erfüllen können.
–> Frage, was den anderen gut tut, so dass du es vielleicht erfüllen kannst.

Interessant finde ich, dass – wenn wir tatsächlich so handeln – nicht nur „gesellschaftlicher Zusammenhalt“ „kein Problem“ mehr darstellt, sondern sich ganz automatisch ergibt.

Es geht sogar noch weiter: Wenn wir das auch über die Grenzen von Ländern hinweg denken, ist Weltfrieden erreichbar. Ist das nicht krass? Einfach mit

Das Gesündeste was du tun kannst, ist dich wohl zu fühlen.

und dabei auf lange Sicht zu denken.
  • Was lässt dich wohlfühlen – und vielleicht andere gleich mit?
  • Was davon kannst du noch heute oder zumindest diese Woche in die Tat umsetzen?

Viel Erfüllung beim Wohlfühlen heute