Es war alles so schön geplant: Am Sonntag, den 31. Oktober, wollte Andrea K. in einem gemütlichen Miteinander allen Interessierten das Tauschnetz-Elbtal erklären. Es hatten sich über die Corona-Zeit so viele Neue darin angemeldet, die aber noch ein einziges Mal ins Tauschen gekommen sind. Deshalb dachte Andrea, wäre es doch toll, in unserem schönen Haus ein live-Treffen zu organisieren. Ziel war, dass sich einerseits die Leute persönlich kennenzlernen und andererseits vielleicht auch schon die ersten Dinge tauschen. Bei Dienstleistungen wäre das zwar eher nicht möglich, aber dafür könnte man ja zumindest Kontakte knüpfen und mit dem Elan im Anschluss dann in den Tagen darauf loslegen.
Idee gehabt – Einladungen geschrieben, Raum bei uns reserviert.
Für alle, die es nicht kennen: Das Tauschnetz basiert darauf, dass man auch ohne Euro in die Hand zu nehmen, Waren oder Dienstleistungen ertauschen kann. Das Prinzip funktioniert auf Gegenseitigkeit. (Deshalb passt es ja auch ganz wunderbar zum Dorfgemeinschaftshaus.) Der/Die TauschpartnerIn muss aber nicht einmal das direkte Gegenüber sein: Denn man bezahlt mit Hilfe der Währung „Talente“. Diese Talente werden auf ein „Konto gebucht“. So musst Du nicht zeitnah Dein Geben und Nehmen aufeinander abstimmen, sondern kannst die Talente auf Deinem Konto „zwischenlagern“ und später ausgeben.
Aufgrund der Corona-Verordnung mussten wir für diese Veranstaltung jedoch feste Anmeldung voraussetzen. Dann passierte, was neulich leider auch schon Gudrun passiert ist: Kein Einziger der neuen Tauschnetzer meldete sich bis zur Frist an! So muss diese schöne Veranstaltung am Sonntag ausfallen. Traurig.
Ganz allgemein habe ich den Eindruck, dass nach Corona noch längst nicht alle wieder so viel nach draußen gehen, wie sie es vorher taten. Dass wir Schwierigkeiten haben, die Leute zu motivieren, das Haus zu verlassen. Ich hoffe sehr, es ist ein vorübergehendes Problem. Denn wir wollen ja mehr werden, die Idee des teilenden Miteinanders möge ja Kreise ziehen, sich ausbreiten. Drück uns mal die Daumen – oder besser noch: Komm beim nächsten Programmpunkt einfach mal neugierig vorbei.
Nachdem das Dorfgemeinschaftsprojekt mittlerweile mehr als zwei Jahre läuft, haben wir alle eine Menge Erfahrungen (miteinander) gesammelt. Nicht nur solche, die im Zusammenhang mit Corona stehen. Ich hatte es mir ehrlich gesagt nicht so schwierig vorgestellt, Gemeinschaft zu stiften. Die Gruppendynamiken und das Vermitteln zwischen Leuten kosten viel Zeit und Kraft. Nicht nur mich.
Wir leben offenbar alle in sehr, sehr unterschiedlichen Lebenswelten. Selbst dann, wenn wir nah beieinander wohnen. Damit scheinen wir uns nicht (mehr?) so richtig vorstellen zu können, was Alltag für das Gegenüber ist. Das betrifft längst nicht nur finanzielle Unterschiede. Auch
wie viel Zeit wir haben,
Umgang mit Technik,
Umgangsformen miteinander,
Wissen und Auffassungsgabe,
Schnelligkeit,
körperliche Grenzen etc. etc.
Insgesamt sind unsere Erfahrungen auf sehr, sehr vielen Gebieten so völlig anders. Oft war mir das bei anfänglichen Begegnungen nicht einmal klar, dass soooo viel überbrückt werden muss. Ich denke, Anderen geht es ähnlich. Wir schließen so oft von uns auf Andere. Das ist so leicht. Es ist ja auch verführerisch zu meinen, dass wir längst wissen, wie der Andere so tickt. Erst nach und nach – bei längerem oder öfterem Kontakt – sickert die Andersartigkeit ins Bewusstsein, siehe auch der Beitrag „Das wachsende Nichtwissen“. Vielleicht merken wir es sogar erst dann, wenn was schief gegangen ist.
Dass wir in unserer Gesellschaft unter ständigem Zeit- und manchmal auch Energiemangel leiden, ist bekannt. Dass wir so oft viel mehr wollen als schaffen. Damit ist es absolut nicht einmal dann leicht, Verständnisbrücken zu bauen, wenn uns bewusst ist, dass da grad wieder was schief gehen kann. Oder vielleicht schon schief gegangen ist, nur der/die Andere macht den Mund dazu (noch) nicht auf.
Wir vestecken so viel. Voreinander beim Kennenlernen, und auch später.
Für mehr Mut und weniger Bewertungen
Und wir urteilen so schnell. In meiner Zeit in den USA hat man mir gesagt, das würde man als typisch deutsch empfinden. Ich kann nicht sagen, ob es typisch für uns Deutsche ist. Auf jeden Fall stehen wir uns mit schnellem Urteilen selbst im Weg, wenn wir eigentlich Verbindung suchen. Erst recht, wenn wir dann so verletzt sind, dass wir Korrekturen nicht mehr zulassen. Aus Schutz. Schutz, der uns aber trennt.
Das Dorfgemeinschaftshaus steht für Verbindung. Dorf in der Stadt. Wir wollen uns kennen, so wie man sich in einem Dorf kennt. Aber ohne das Hässlich-über-Andere-reden. Ohne die Ausgrenzung, die in Dörfern leider oft auch gegeben ist. Ohne das Einteilen in „oben“ und „unten“ oder „In-Group“ und „Out-Group“.
Dazu braucht es guttuende Kommunikation und Offenheit. Fragen stellen statt urteilen. Verstehen wollen statt dichtmachen.
Erst recht ist Kommunikation nicht einfacher in Zeiten der Online-Welt. Zu der gehört unsere Website genauso wie der Newsletter, die Präsenz auf nebenan.de oder SMS, E-Mails und Chatnachrichten über Messenger-Dienste wie WhatsApp und Telegram. Ganz schön viel elektronischer Austausch gegenüber den wenigen Treffen so am Tag, sogar in der Woche oder im Monat. Telefonate nehmen meiner Meinung nach einen Zwischenplatz ein zwischen live und Elektronik. Am Telefon kann man noch ein wenig mehr sein Bauchgefühl einsetzen.
Ich bin der festen Überzeugung, dass Bauchgefühl wichtig ist, um sich umfassender zu verstehen, als wir uns mit Worten ausdrücken und das Gegegnüber aufnehmen können.
Der eine höher, der andere weiter, beide umwachsen mit Efeu. Ein friedliches Miteinander in unserem Garten.
Wie weiter nach Missverständnissen
Missverständnisse wird es dennoch immer geben. Schultz-von-Thun, ein Kommmunikationsforscher (siehe Literatur), meint, Missverständnisse seien sogar die Regel, nur würde das Hineininterpretierte oft nicht sooo trennend wirken, dass wir nicht weiter miteinander redeten. Lasst sie uns ausräumen, statt unsere spontane Interpretation als Wahrheit oder Tatsachen anzunehmen. Auch wenn es Mut kostet. Lasst uns nach einer kurzen Zeit, in der wir unsere Seele erst einmal streicheln, um diesen Mut zu fassen, wieder aufeinander zugehen. Damit wir auf Augenhöhe versuchen, das, was uns getrennt hat, anzuschauen. Wenn es bleibt, sind und bleiben wir vielleicht in diesem Punkt einfach unterschiedlich. Selbst dann kann es mit dem Wissen darum gemeinsam weitergehen. Wenn wir diese Unterschiedlichkeit achten ohne zu bewerten.
Mir ist klar, dass das alles schwer ist. – Und dass ich selbst auch oft wieder reinfalle in die Urteils- und Bewertungsfallen. Denn so zu handeln sind wir gewohnt in dieser Gesellschaft, nicht nur in diesem Jahrhundert. Es hat Tradition, hat auch mit Autoritäten und Hierarchien zu tun (siehe GFK-Literatur). Wir dürfen auch Übende bleiben – unser ganzes Leben lang. (Manches aus unserer Vergangenheit zu überwinden braucht eben Zeit.) Und wenn wir uns gegenseitig darin unterstützen, wird es auch ein Stückchen leichter. Das beides finde ich sehr, sehr tröstliche, ja befreiende Gedanken.
PS: Für Neugierige: Dieser Artikel ist nicht aufgrund eines aktuellen Vorfalls entstanden, sondern ist die Essenz aus den Erfahrungen der letzten Jahre. Was wir gern zugeben: Längst nicht immer sind unsere Versuche gut ausgegangen. Wieder aufstehen, ist auch eine Kraft.
Nachdem die Genusskonzerte für dieses Jahr erst einmal vorbei sind, hat Jana Winterersatz für uns: Am Samstag, den 20. November ab 16.30h wird sie, eine Dresdner Autorin, aus ihren Werken vorlesen. Mit poetischen Worten, begleitet von ihren Naturaufnahmen, entführt sie uns auf eine ungewöhnliche, berührende Reise durch Wald und Flur. Mit Pause wirst Du knapp zwei Stunden lang mitgenommen auf diese wundervolle Reise.
Wer neugierig ist, kann sich gern schon mal auf ihrer Website umschauen. Hier der Link: https://waldtreue.de
Bis spätestens Mittwoch, den 17.11.21., benötigen wir Deine Anmeldung.
Wir fahren mit der S-Bahn S2 bis Pirna, dann weiter mit dem Regionalzug nach Sebnitz und besteigen von dort den Tanzplan (Tanečnice, 599m), der auf tschechischer Seite liegt. D.h. wir übertreten die Grenze. Falls offen, ist eine Einkehr in einem böhmischen Wirtshaus vorgesehen. (Tschechische Kronen mitzunehmen könnte sich also lohnen.) Über Thomasdorf und die alte hohe Straße geht es anschließend zurück nach Sebnitz.
Dies ist eine mittelschwere Ganztageswanderung. Gute Grundkondition und festes Schuhwerk sind erforderlich. Überwiegend sind es aber gut begehbare Wege.
Anmeldung bis 05.11.2021 20 Uhr über die Doodle-Liste oder bis 4.11. auch per Kommentar, den ich dann noch weiterreiche. (max. 10 Teilnehmer, d.h. maximal 2 volle Kleingruppentickets)
Treffpunkt spätestens(!) 08:30h am Dresdner Hbf (oder nach Rücksprache mit Gert Zustieg unterwegs) Fahrtkosten für hin und zurück: ca. 6-11 Euro. Mindestens im Zug und Wirtshaus besteht Maskenpflicht.
Bitte beachten: Falls sich die Corona-Situation ändert oder das Wetter zu schlecht wird, müssen wir eventuell absagen!
In diesem Link ist ein 360Grad Rundumblick vom Tanzplan festgehalten. Damit Du schon mal weißt, woraus Du Dich einlässt. Im Hintergrund ist der Lilienstein zu erkennen, also sooo weit weg von der Heimat ist es nicht…
Sonntag früh habe ich einen Radiobeitrag gehört, der mich tief berührt hat. Vor allem diese Gedankenfolge:
Geradezu ein „Teil unserer Kultur“ sei Verschwendung. Aber an unserer Kultur lassen wir nicht alle teil haben. Die Ausgeschlossenen sind so ausgeschlossenen, dass sie auch an der Verschwendung nicht teilhaben können. Dadurch leben sie erzwungenermaßen meist viel ökologischer als diejenigen mit höherem Umweltwissen, aber auch mehr finanziellen Mitteln, die damit „mitspielen in der Verschwendungskultur“.
Schockierend wahr.
„Armut schließt sogar davon aus, die Umwelt zu zerstören.“
Was machen wir jetzt draus? Was ist unsere Konsequenz?
und
Was hat das mit dem Dorfgemeinschaftshaus zu tun?
Ich würde es gern schaffen, dass wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Dass wir ökologisch so angepasst leben, dass wir
die Lebensgrundlagen nicht vernichten und
Gemeinschaft, also „Teilhabe“, Gruppen ebenfalls leben.
Meiner Auffassung nach passt das gut zusammen. Es geht genau dann, finde ich, wenn wir uns auf niedrigem Verbrauchsniveau treffen. Zusammenfinden, egal aus welcher der vielen unterschiedlichen Lebenswelten wir kommen. Und zwar alle und freiwillig. Warum sollten wir das tun, wenn der Trend doch ein anderer ist, wir also bewusst „gegen den Strom schwimmen“, uns dafür bewusst absetzen müssen? Das kostet doch Energie und kann uns auch Freunde kosten. Warum also?
Weil wir einsehen, dass wir sonst keine Zukunft haben, weil uns die Erde keine mehr ermöglicht,
und weil wir sonst nur in der Blase der eigenen Lebenswelt bleiben, vielleicht dort sogar vereinsamen. Einsamkeit ist erwiesensermaßen ungesund, weil es unserer menschlichen Natur als Herdentier einfach nicht entspricht. Im Dorfgemeinschaftshaus können wir hingegen neue Freunde finden. Vielleicht die, die Du schon immer gesucht hast. Ich selbst empfinde es als Bereicherung, andere Menschen und ihre Lebenswelten zu treffen, ja kennenzulernen.
Gesund (für uns und die Umwelt) und Gemeinsam ist eben eine Lösung. Oder, wie Gunther es neulich nannte: Miteinander, füreinander. Stärken wir uns gegenseitig, um dieses „gegen den Strom schwimmen“ zu schaffen.
(Demnächst gehe ich auf das Menscheln ein, das mit den Gruppen einhergeht und es uns manchmal auch ganz schön schwer macht…)
Puh, ging das schnell: Die Igelhilfe Radebeul e.V. war ganz begeistert im Dorfgemeinschaftsgarten einen guten Platz für Igel zu finden. So darf Doro Sonntag Nachmittag ein Pärchen abholen. Das gilt es auszuwildern. Wir haben versprochen, es die ersten Wochen gut zu füttern, so dass es nicht in Versuchung kommt, sein altes Zuhause zu suchen. Denn Igel sind eigentlich ortsfest. Wir müssen also erst noch die Heimwehphase der beiden überwinden helfen. Außerdem sollen sie ruhig noch etwas Winterspeck ansetzen, wer weiß, wie spät nächstes Jahr das Frühjahr einsetzt. Wie lange also ihr Winterschlaf gehen wird.
Nächste Woche wird ja noch mal recht warm. Hoffen wir, dass das Wetter mit hoffentlich reichlich Futterangebot in der Nähe unserer Komposter und vor allem dem tollen Igelhaus – oder bis dahin vielleicht schon zwei Häusern? – den beiden Igeln gefällt.
Wer beim regelmäßigen Füttern die nächsten Wochen mithelfen will, ist herzlich willkommen. Vielleicht können wir im nächsten Beitrag zu den beiden schon Fotos liefern.
Einige wissen es bereits: Der EG-Mieter verlässt die M37. Das betrifft uns leider sehr, weil das Ehepaar auch nen Hausmeistervertrag hat(te). Von guter Zusammenarbeit mit unserer Gartengruppe hängt viel ab. Deshalb bemühen auch wir uns mit um einen guten und vor allem baldigen Nachfolger. Nicht, dass der ganze Laubfall zum Problem wird.
So gebe ich Euch die Anzeige bekannt: https://www.immowelt.de/expose/22dcg5z Vielleicht kennt Ihr ja Menschen, die gerade eine wunderschöne Altbauwohnung mit geselliger Nachbarschaft (uns ) suchen.